Philipp Adorf, Der autoritäre Umbau: Donald Trumps zweite Amtszeit und die Erosion der US-Demokratie
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Donald Trumps zweite Amtszeit markiert eine drastische Verschiebung hin zu einem kompetitiven Autoritarismus. Trump baut die eigene Macht aus, regiert am Kongress vorbei, ignoriert Gerichtsurteile und beschneidet Kompetenzen der Einzelstaaten. Die Republikanische Partei zeigt weitgehende Gefolgschaft, während oppositionelle Kräfte vor allem auf einzelstaatlicher Ebene agieren. Der demokratische Verfall äußert sich in institutioneller Aushöhlung, politischer Einschüchterung und wachsender Zustimmung für autoritäre Regierungsformen innerhalb der republikanischen Wählerschaft. Die US-Demokratie steht vor einem fundamentalen Stresstest.
Und ergänzend über die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft: In einem Aufsatz im IVG charakterisiert Marco Bitschau die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft. Hier ein Auszug:
Zweitens zeigt sich dieses Aufreißen der Anstandskruste auch über den Fall Kirk und die Plattformwirtschaft hinaus in einer wachsenden Akzeptanz politischer Gewalt. So stimmen laut einer neuen YouGov-Umfrage vor allem junge und progressive Amerikaner vermehrt der Aussage zu, dass der Griff zur Waffe aus politischen Gründen gerechtfertigt sein könne: Ganze 19 Prozent der 18- bis 29-Jährigen teilen diese Ansicht, aber nur drei Prozent der über 65-Jährigen; zudem 24 Prozent der ganz linken Kategorie („very liberal“) gegenüber lediglich drei Prozent der ganz rechten („very conservative“). Nicht minder frappierende Ergebnisse förderte eine Studie von NCRI und der Rutgers University im Hinblick auf die Normalisierung von Gewalt gegen Trump und Tesla-CEO Elon Musk zutage. Gewiss bleibt es ein weiter Weg vom Gedanken zur Bluttat, und die Prognose mancher Beobachter, die USA stünden vor einer Neuauflage der anni di piombo, mag überzogen sein. Doch gilt es zugleich zu bedenken, dass erst ein Jahr vergangen ist, seit der Präsident nur um Haaresbreite dem Tod entging und der Vorstandsvorsitzende von UnitedHealth auf offener Straße niedergeschossen wurde. In beiden Fällen erfuhren die Täter ein bedrückendes Maß an öffentlichem Zuspruch.
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