Die wissenschaftliche Kommission der KMK (Ständige Kommission der Kultusminister der Länder) hatte eine „Stellungnahme“ mit dem Titel „Demokratiebildung als Auftrag der Schule – Bedeutung des historischen und politischen Fachunterrichts sowie Aufgabe aller Fächer und der Schulentwicklung“ veröffentlicht, auf die unsere Herausgeberin Sibylle Reinhardt mit einer scharfen kritischen Stellungnahme reagierte (GWP 3-2024) Nun kommt auch die Reaktion der wichtigen Verbände:
Demokratiebildung ist vielfältig(er)!
Ad-hoc-Reaktion* der Fachverbände DVPB, DeGeDe, GPJE, GSÖBW sowie des Ausschusses „Soziologie in Schule und Lehre“ der DGS anlässlich der Stellungnahme der SWK „Demokratiebildung als Auftrag der Schule“
Sehr geehrte Mitglieder der SWK,
wir danken Ihnen sehr für Ihre Entschlossenheit, „Demokratiebildung“ in der Schule fest verankern zu wollen: in Form des Fachunterrichts, des Fachprinzips und des Schulprinzips
bzw. der Schulentwicklung. Wir teilen und unterstützen dieses Anliegen uneingeschränkt.
Außerdem begrüßen wir, dass es im Rahmen des SWK-Talks Gelegenheit zum Austausch gegeben hat.
Das in Ihrer Stellungnahme zum Ausdruck kommende Verständnis von demokratisch-politischer Bildung erscheint uns allerdings problematisch. Damit werden wir uns noch eingehender auseinandersetzen.
Auch nach dem Talk haben wir zwei offene Fragen, zu denen wir gerne Informationen von Ihnen hätten:
- Die SWK veröffentlicht Stellungnahmen und Fachgutachten. Planen Sie noch ein Fachgutachten zu dieser Stellungnahme? In welcher Form soll dazu externe Expertise eingeholt werden? Wie werden die einschlägigen Fachgesellschaften eingebunden?
- Uns irritiert die Fixierung auf die Politikwissenschaft als zentraler Bezugsdisziplin der „Demokratiebildung“. Nicht nachvollziehbar ist für uns die Ausblendung der Perspektiven anderer Disziplinen und transdisziplinärer Ansätze, die für politische und Demokratiebildung wesentlich sind. Stehen bewusste Entscheidungen der SWK hinter dieser Selektivität oder handelt es sich um einen unbeabsichtigten Nebeneffekt der Personenauswahl für die externe Beratung?
Wir möchten noch einmal festhalten: Wir teilen die von Ihnen formulierte Erfordernis, „Demokratiebildung in Schulen noch besser zu verankern“, ausdrücklich und uneingeschränkt. Zugleich stellen wir allerdings fest, dass Ihre Stellungnahme den wissenschaftlichen Diskussionsstand der einschlägigen Disziplinen weitgehend ignoriert. Deshalb bieten wir Ihnen für den weiteren Prozess, z. B. für die Erstellung eines ausführlichen Fachgutachtens, gerne unsere Expertise an.
Wir freuen uns auf Ihre Antworten binnen eines Monats und hoffen, mit Ihnen in einen fachlichen Diskurs eintreten zu können.
Mit besten Grüßen (unterzeichnet von den genannten Verbänden)