Eine Untersuchung von Thomas Laux und Teresa Lindenauer in GWP 4-2024:
In Deutschland ist in den letzten Jahren die „Ausdifferenzierung und Dynamisierung rechter Bedrohungsallianzen“ (Heitmeyer et al. 2021: 266, Hervorhebung im Original) zu beobachten, die sich in einem anhaltend hohen bzw. gestiegenen Niveau rechtsmotivierter Bedrohungen, Beleidigungen und Gewalt gegen vermeintliche Gegner*innen zeigt. Dies betrifft etwa (Lokal-)Politiker*innen, die als Vertretung des demokratischen Rechtsstaats vermehrt angegriffen werden (Imbusch / Steg 2022: 39). Die zeitgleich erfolgte Institutionalisierung der Alternative für Deutschland (AfD) ist sowohl ein Symptom als auch, wie gezeigt wird, ein Katalysator der verschärften Bedrohungslage, die wiederum auf einen Wandel der politischen Kultur verweist. Trotz ihrer Prominenz ist die AfD dafür nicht allein verantwortlich, sondern diesbezüglich ist die Bewegung des „autoritären Nationalradikalismus“ (Heitmeyer 2018: 117-118) zu nennen, die vor allem in Ostdeutschland an Sichtbarkeit und Bedeutung gewonnen hat1. Die Bewegung des autoritären Nationalradikalismus umfasst neben Parteien, wie die AfD oder die Freien Sachsen, auch zivilgesellschaftliche Organisationen sowie diverse Gruppen und Kameradschaften. Kennzeichnend für diese Bewegung sind ein radikaler „Mobilisierungsstil“, ein übersteigerter Nationalismus, sowie autoritäre gesellschaftliche und politische Ziele (Heitmeyer 2018: 118). Dies bildet die Grundlage für eine geteilte Identität der Bewegung, die daneben einen ausreichenden Grad an Vernetzung zwischen den unterschiedlichen Akteuren aufweist, der in der Folge koordinierte Aktionen ermöglicht (siehe zu den Merkmalen sozialer Bewegungen Rucht / Neidhardt (2007: 634)).
Vor diesem Hintergrund haben wir 2023 an der TU Chemnitz ein von der Otto-Brenner-Stiftung gefördertes empirisches Projekt zu den Gefährdungen für Aktive in der politischen Bildung in Sachsen durchgeführt, wobei jedoch keine Lehrer:innen untersucht wurden (siehe Laux / Lindenauer 2024)2. Im Zentrum standen Fragen nach dem Ausmaß der Gefährdungen für Aktive in der politischen Bildung durch die Bewegung des autoritären Nationalradikalismus, nach den ausschlaggebenden Bedingungskonstellationen dafür sowie nach dem persönlichen Umgang damit.